Du stirbst tausend kleine Tode tief in dir drin, denn mit jeder Reise durch die Erinnerungen stirbt ein Teil von Dir, den du nie wiederbekommst. Stunde um Stunde versuchst du Schlaf zu finden. Bei offenem Fenster und rauschendem Flieder und jeder beschissenen Einzelheit die sich unter deine Haut gegraben hat. Unvollkommen suchst du nach Schlaf, nach Ruhe und suchst doch nur nach dem, was dich ganz machte. Du kannst Weisheiten nicht mehr hören von inneren Kindern, die genährt werden wollen, als wäre das die Lösung aller Probleme, Lösung für alles, was es je auszuhalten galt. Du hast genug von all den Ratschlägen, was du tun und lassen sollst und am Ende musst du dich einfach immer schön selbst loben oder mit debilem Blick die Hände falten.
Du fluchst. Auf das Universum. Auf Sternschnuppen und auf einen Gott an den du nicht mehr glaubst, weil du nur um eines gebeten hattest:
dass Dir nicht schon wieder jemand genommen wird.
Und dann stehst du doch da mit einem Verlust bleischwer um deinen Hals gehangen, die letzten gerade erst tragbar gemacht und hast nicht mal Stimme um zu schreien. Also schweigst du. Weil es unterm Strich immer das einzige ist was bleibt. Weil niemand fühlen kann was du fühlst. Weil es am Ende des Tages müßig ist darüber zu reden oder irgendwen zu verfluchen der nicht existiert.
Du funktionierst, setzt einen Fuß vor den andern und erinnerst dich selbst ans Atmen. Verdrängst den Gedanken, dass das Ende des Jahres schon fast wieder an die Tür klopft und du nicht weißt, wie du dort hinkommen sollst. Einfach... weil schon wieder jemand ging...
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Iris (Montag, 21 September 2020 14:38)
Sehr treffend geschrieben...ich fühle mit dir
Cornelia Ehses (Mittwoch, 23 September 2020 11:05)
perlmuttern und felsenrau
perlmuttern die seele
felsenrau der panzer
verlorene hälfte
eines früheren ganzen
perlmuttern die träume
felsenrau der tag
vermeidest zu fühlen
gelingt nicht
perlmuttern die liebe
felsenrau die einsamkeit
beides leben
vielleicht morgen